Full Coverage Makeup Tutorial – Concealing Myself with Flawless Monotony
Videoinstallation, zwei Videospuren
Länge: 14:02, geloopt
2017
Identität als auch hegemoniale Vorstellungen von Geschlecht liegen einer stetigen Performanz zugrunde. Diese performativen Handlungen und Verhaltensweisen werden weitestgehend als selbstverständlich anerkannt. In Anlehnung an Judith Butlers Buch Gender Trouble, verstehe ich auch Geschlechtlichkeit als eine Form der durch Performanz aufrechterhaltenen Kulturpraxis. Eine mögliche Komponente der weiblichen Performanz ist das Schminken; mit beinahe ritualhaftem Charakter übe ich diesen Vorgang Tag für Tag aus, um meiner Vorstellung von „weiblicher“ Identität zu entsprechen. Dennoch verspüre ich einen großen Drang mit diesem Ritual zu brechen, um dem monotonen und absurden Kaschieren meiner Haut zu entgehen. Eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik wirft die Frage auf, wodurch bestimmte Codes innerhalb dieser Performanz generiert werden. Einen wesentlichen Bestandteil dieser „Meinungsmacher“ bilden hier die Youtube-Blogger. In ihren mannigfachen Tutorials prägen sie die gängige Vorstellung von normalem, alltäglich anwendbarem Makeup unter ihrem großen Publikum. In dieses Postulieren wahrer Schönheit wird ganz beiläufig product placement eingebunden. So entsteht der Eindruck, als sei diese „Schönheit“ zu erwerben.
Die Absurdität hinter der Performanz erschloss sich mir in der Beobachtung meiner selbst im Spiegel. Die Verrenkungen und das Verzerren der Mimik wirken grotesk und künstlich, ebenso wie die Produkte, mit denen ich meine natürliche Haut übermale. Das alltägliche Schminken vor der Kamera, die teils mit einem schwenkbaren Display ausgestattet war und somit als Spiegel fungierte, fängt die Momente größter Ironie in diesem Vorgang ein: Das Ziel ist das Meiste an Schönheit, das man aus sich herausholen kann. Aber der Weg dahin zeigt uns von unserer verzerrtesten, groteskesten Seite.
Die Gegenüberstellung der verschiedenen Sequenzen kombiniert Momente der Ruhe und Selbstbetrachtung, der Natürlichkeit, mit jenen der beinahe ekstatischen Ausführung der Bewegungen während des Schminkens. Die prägnanten Aussagen der Blogger aus den Tutorials gepaart mit Geräuschen, welche während des Schminkens entstanden, „vertonen“ meine Gedanken und Zwänge.
Mit der Installation möchte ich auf die Ursache und das Ergebnis eines durch moderne und soziale Medien generierten Schönheitswahns verweisen, der sich längst als kulturelle Performanz in den Bädern vieler Frauen etabliert hat und die auf den Körper projizierte Vorstel- lung von Weiblichkeit mitbestimmt.